DDR-Umerziehung
DDR-Unrecht Umerziehung Zwangsarbeit Heimerziehung Jugendkultur

Der Kindergarten

 
In der DDR standen schon die Kleinsten im Zentrum des staatlichen Interesses. Von klein auf sollten sie sozialistisch erzogen und auf ein Leben in der sozialistischen Gesellschaft vorbereitet werden. Kinderkrippen für Kinder bis zum Alter von drei Jahren sowie Kindergärten für die Drei- bis Sechsjährigen waren selbstverständlicher Teil des Lebens der Familien in der DDR. Sie bildeten zusammen die erste Stufe des staatlichen Bildungssystems. Die Kinderbetreuung ermöglichte auf der einen Seite den Müttern die Möglichkeit zur Berufstätigkeit. Auf der anderen Seite hatte der Staat so die Möglichkeit, schon die Erziehung der Kleinsten zu beeinflussen.

Die Kindergärten in der DDR waren als vorschulische Erziehungseinrichtung dem Ministerium für Volksbildung untergeordnet. Ähnlich wie die Krippen hatten auch sie einen eindeutigen staatlichen Erziehungsauftrag. Zuletzt regelte der "Bildungs- und Erziehungsplan für den Kindergarten" verbindlich und sehr detailliert die pädagogische Arbeit. Die Erzieher, die eine dreijährige pädagogische Ausbildung erhielten, mussten jeden Tagesablauf genau planen und schriftlich festhalten. Die Kinder sollten eine Vorstellung vom gesellschaftlichen Leben bekommen und das "sozialistische Heimatland" lieben lernen. So waren zum Beispiel auch Besuche bei "Werktätigen" oder Soldaten der NVA üblicher Bestandteil des Kita-Programms. Im Mittelpunkt standen im Kindergarten das Lernen und die Vorbereitung auf die Schule.


 
Gemeinsame Tätigkeiten spielten in der Kita eine vorrangige Rolle, denn Erziehung war in der DDR grundsätzlich Kollektiverziehung. In der Gemeinschaft sollten sich die Kinder wohl fühlen. Die Entwicklung von individuellen Fähigkeiten und Neigungen hatte zwar ihren Platz, musste sich allerdings stets der Gemeinschaft und dem großen Ganzen unterordnen.

Es waren 98 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen, die zumeist ganztags den Kindergarten besuchten. Die hohe Quote war eng verknüpft mit dem sozialistischen Frauenbild der berufstätigen Mutter. Durch die ganztägige kostenlose Betreuung konnten die Mütter problemlos den ganzen Tag arbeiten gehen. Der objektive Hintergrund war aber, der ständig herrschende Arbeitskräftemangel in der DDR.

Der staatliche Erziehungsauftrag war wie das gesamte System nur einseitig. Erklärtes Ziel war die Erziehung des Kindes zu einer "sozialistischen Persönlichkeit". Individuelle Bedürfnisse der Kinder spielten nur eine sehr geringe Rolle. Und Eltern konnten sich nur schwer gegen die Indoktrination wehren. Vor allem dann, wenn sie ihre Kinder in Wochenkrippen untergebracht hatten. Das wurde mitunter nötig, wenn Arbeits- und Wegezeiten, schlechte Versorgung und mangelnde Dienstleistungen den Eltern kaum Zeit ließen, sich entsprechend um ihre Kinder zu kümmern. Die Einflussmöglichkeiten der Eltern auf die Erziehung ihrer Kinder waren dann ohnehin begrenzt.